Frage Nr. 39919 von 20.06.2025
Ich wurde von meinem Ehemann gewaltsam zum Oralsex gezwungen. Ich möchte aber nicht zu Polizei.
Unsere Antwort
Setz dich jetzt nicht unter Druck. Du weisst, dass dein Ehemann sich strafbar gemacht hat. Du weisst, dass du häusliche und sexuelle Gewalt erlebt hast. Der Gang zur Polizei ist nicht das Wichtigste. Du wirst dafür gute Gründe haben, wenn du dich jetzt nicht an die Polizei wenden möchtest.
Das Wichtigste bist Du! Du brauchst Unterstützung, damit du dich um dich selbst kümmern kannst. Wir raten dir daher, dich an eine Opferhilfestelle zu wenden. In der Schweiz findest du in jedem Kanton Opferhilfeberatungsstellen, die spezialisiert sind. In Deutschland gibt es das Hilfetelefon «Gewalt gegen Frauen» mit der Tel.Nr. 116 016, die 24 Stunden täglich, kostenlos und anonym für Beratung und Vermittlung von Fachpersonen zur Verfügung steht.
Eine persönliche Unterstützung für dich ist auch wichtig, damit du nicht vergisst, dass du nicht schuld bist an deiner Situation. Schuld trägt derjenige, der Zwang und Gewalt ausübt. In einer persönlichen Beratung kannst du das Erlebte besprechen. Die Beraterin wird dich verstehen. Ihr könnt zusammen deine konkrete Situation besprechen. Wichtig ist schliesslich, dass du einschätzt, ob deine Situation noch gefährlich ist. Und wenn ja, welche Gefahren das sind. Du hast ein Recht, dich zu schützen. Auch hier kann dich eine Beraterin beim Suchen von Schutzmöglichkeiten unterstützen. Eine persönliche Beraterin kann dich umfassend über deine Rechte informieren. Sie kann dir auch beschreiben, wie Strafanzeigen, Gewaltschutzmassnahmen und Strafprozesse ablaufen. Sie kann dir auch eine Rechtsanwältin vermitteln, dich bei einem Gesuche für die Opferhilfe unterstützen. Auch bei der Suche nach medizinischer und/oder psychotherapeutischer Behandlung kann sie hilfreich sein. Möglicherweise findest du nach längerem Überlegen, dann doch noch einen Grund für eine Strafanzeige.
Und zum Schluss: Nimm dich, deine Gefühle und deine Gedanken ernst. Mit dem Zwang zum Oralsex hat dein Ehemann deine Grenzen schwer verletzt. Das sollte nicht wieder geschehen. Darum triffst du die Entscheidung, ob und wann du zu Polizei gehst, in deinem Tempo.
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Frage Nr. 39906 von 17.06.2025
Hallo,
Ich bin 22, weiblich. Der Freund [...] einer sehr engen Freundin von mir (er ist 5 Jahre älter als ich) hat mir also ich achtzehn war und wir zusammen bei einem Festival gearbeitet haben gesagt, dass er mich heiß findet und gerne was mit mir hätte. Er meinte auch, es würde ihn geil machen, „meinen Arsch in der engen Hose zu sehen“. Ich war damals überfordert und habe das als Kompliment verbucht. Ich hatte ihn bis dahin wie einen großen Bruder gesehen.
Ich war mit meinem festen Freund bei dem Festival und hatte an dem Abend Streit mit ihm, wovon [...] wusste. Trotzdem bot [...] mir noch am selben Abend an „es mit ihm im Gebüsch zu tun“. Ich habe das alles als verrückte Überraschung ignoriert. Dann kam [...] ein paar Monate später zu mir, um auf den Einzug in der neuen Wohnung anzustoßen. Wir redeten über meine frische Trennung. Irgenwann meinte er der Stuhl sei so unbequem, ob wir uns nicht ins Bett setzen wollten. Ich war verwundert. Mehr habe ich mir nicht gedacht. Als ich gerade stand merkte [...] an: „dein Arsch sieht schon wieder so heiß in dieser Hose aus“. Ich betrank mich an dem Abend, weil ich das Gefühl hatte dann würde alles angenehmer sein. Ich habe aber damals gedacht, dass ich positiv aufgeregt bin. Wir setzen uns ins Bett und [...] streichelte mein Bein. Ich glaube er ging von sich aus, mit dem Kommentar, dass er sich sonst nicht zusammenreißen kann oder so. Ich habe die Situation danach aufgeschrieben und festgehalten, dass ich die ganze Zeit dachte: „auch könnte mir niemals vorstellen etwas mit [...] zu haben, außer ich bin krass betrunken.“
Ich fand [...] nie attraktiv und die Vorstellung etwas mit ihm zu haben kam mir abstoßend vor. Trotzdem habe ich als wir uns bei einer Party wiedersahen mit [...] geflirtet und am Ende sehr eng getanzt. Aber ich habe mich auch verwirrt gefühlt danach und war wütend.
Dann kam es ein Jahr später, als ich wieder frisch getrennt war auf einer Feier dazu, dass [...] wieder mehrfach sexualisierende und anzüglich Kommentare über meinen Körper und mein Outfit machte. Außerdem sagte er mir nachdem ich getanzt hatte, er habe mich auf der Tanzfläche „geblickfickt“. Während die Mutter seiner Freundin (offene Beziehung) sich an den Tisch setze streichelte er mein Bein. Als ich von der Toilette kam wollte er dass ich mich in einer versteckten Nische auf seinen Schoß setze. Ich wollte das nicht und bin weggegangen.
Aber ich habe mich ansonsten kaum gewehrt. Ich weiß nur, dass ich in der Situation am Tisch [...] fragte was er wolle. Aber ich kann mich schlecht erinnern.
Ich schäme mich nicht mehr gemacht zu haben. Und ich frage mich. Ob diese Erfahrung daran beteiligt sein kann, dass ich Probleme mit svv habe und Depressionen.
Ich verachte [...] Unsere Leben überschneiden sich sehr und ich fühle mich nicht wohl damit ihm zu begegnen. Er hat in unserem gemeinsamen Freundeskreis ein sehr gutes Image. Alle halten ihn für einen vorbildlichen gentleman.
Wie kann ich mit dieser Situation umgehen?
Ich könnte noch mehr schreiben, aber der Text ist schon so lang…
Ich weiß einfach nicht, wie viel Gewicht ich dieser Sache zurechnen kann. Eine Seite von mir denk, dass ich das zu sehr runterspiele und ausblende und eine andere Seite sagt, so schlimm kann es nicht sein, andere erleben viel schlimmeres.
Tut mir leid, für die Textlänge.
Danke
Unsere Antwort
Du hast erkannt, dass sich der Freund deiner Freundin übergriffig, abwertend und beleidigend verhält. Er sexualisiert jede Situation und betrachtet dich als ein Objekt, das er benutzen kann. Damit zeigt er dir gegenüber Respektlosigkeit. Wichtig ist jetzt, dass du dir immer wieder klar machst, dass du für sein Verhalten keine Verantwortung übernehmen darfst. Er hat sich falsch benommen. Auch solltest du dir nicht übelnehmen, dass du dich nicht deutlicher gewehrt hast. Das ist kein Zeichen von Schwäche oder Schuld. Du hast solche Beleidigungen nicht erwartet. Darum warst du ihm gegenüber freundlich und bist zunächst mal von einem misslungenen Kompliment ausgegangen. Später hast du Unwohlsein gespürt, wahrscheinlich auch Angst und Unsicherheit. Solche Gefühle machen nicht mutiger und schlagfertiger.
Zudem frage ich mich, wie du gelernt hast, dich abzugrenzen und für deine Bedürfnisse einzustehen? Wie trittst du für dich ein? Wie ermutigst du dich? Wie polierst du dein Selbstwertgefühl? Diese Fragen stelle ich, weil du dich fragst, ob SVV (selbstverletzendes Verhalten) und Depression mit deinen Erfahrungen mit dem Freund deiner Freundin zusammenhängen können. Mit deinen Leiden hast du dich gegen dich selbst gewendet.
In der Geschichte, die du erzählst, wäre es dir wahrscheinlich besser gegangen, wenn du dich vom Verhalten des Mannes hättest abgrenzen können. Schliesslich ist er der Übeltäter und zeigt ein beschämendes Verhalten. Stattdessen schämst du dich. Merkst du? Da wird ein Gefühl von der falschen Person gefühlt! Nicht du musst dich schämen. Er sollte das tun.
Überleg mal, ob man dir beigebracht hat, Andere zu entlasten und die eigenen Bedürfnisse nicht so wichtig zu finden. Wenn das so ist, können Andere dich beleidigen und du wirst dich dafür schämen oder auch Schuldgefühle haben. Du wirst verstehen, dass solche Gefühlsverschiebungen nicht glücklich machen. Du fühlst das als Depression. Sexuelle Belästigungen sind Gewalt. Wenn deine Wut nirgendwo hin kann, bestrafst du dich selbst.
Unser Rat ist, kümmere dich um dich selbst. Niemand kann mit 22 Jahren alles. Aber Alle können lebenslang dazu lernen. Versuch nicht die Depression zu bekämpfen und schäm dich nicht für das SVV. Mit Kampf und Ablehnung wird nichts besser. Viel wichtiger ist dein Selbstverständnis, also das Verständnis für dich selbst. Selbstverständnis kannst du lernen, indem du dich studierst und verstehst. Selbstwertgefühl wächst, wenn du dich selbst wertschätzt. Sei mutig! Nimm dein Selbststudium in die Hand! Du wirst dann merken, dass du dich besser fühlst, wenn du dich wertschätzt. Ebenso wichtig ist, dass du mit dir Geduld hast. Schau einem Kleinkind zu, dass Gehen lernen will. Es übt und übt und übt - und gibt nicht auf, bis es Gehen kann. Auch du wirst für deine Entwicklung Zeit brauchen. Gib nicht auf!
Wir haben deine Frage anonymisiert.
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Frage Nr. 39870 von 11.06.2025
Ich wende mich mit einer Frage an dich zum Thema Mobbing. Ich habe gemischte Gefühle. Teilweise denke ich es war doch nicht so schlimm, da andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben und weiter leben. Ich denke auch, im Vergleich zu einer Vergewaltigung ist es nicht schlimm. Mir wurde damals immer gesagt die Klasse sei eine gute Klasse, wodurch ich das Gefühl hatte ich bin schuld. Ich habe zweimal Mobbing erlebt.
Es sind aber auch andere Gefühle und Erinnerungen da, die sich als überwältigend anfühlen. Es fühlt sich an, als wäre es das Schlimmste auf dieser Welt. Was ist das? Weshalb habe ich zweiseitge Gefühle?
Unsere Antwort
Du merkst, wie schwierig es ist, Mobbingerfahrungen zu bewältigen. Deine Gefühlsmischung ist eine sehr häufige Reaktion. Jedes Mobbingopfer wird solche gegensätzlichen Stimmungen und Gedanken mehr oder weniger stark erleben. Alles, was du fühlst ist also richtig.
Wenn du gemobbt wirst, fühlst du dich von deinem persönlichen Umfeld gedemütigt, entwertet, beschmutzt, ausgeschlossen und tief verletzt. Da ist es sehr verständlich, fast schon logisch, wenn du dich von der Ablehnung und dem Ausschluss überwältigt fühlst. Menschen sind auf die Beziehung zu anderen angewiesen. Wenn ihnen das Gefühl der Zughörigkeit verwehrt wird, kann sich das wie eine Bedrohung der Existenz anfühlen. Dies ist die eine Seite deiner gemischten Gefühle.
Nun versuchst du dich zu trösten. Du möchtest, dass dir selbst deine Lage erträglich machen. «Das kann doch nicht so schlimm sein», denkst du. Dir fallen (scheinbar) schlimmere Gewaltformen ein, damit du selbst glaubst, das Mobbing nicht so schlimm ist. Deine Mobbingschmerzen werden dadurch aber nicht weniger. Du wirst beobachten, wie du Anderen gegenüber misstrauisch bist und denkst: «Könnten das auch Mobber sein?». Du verhältst dich vorsichtig und zurückhaltend. Dabei würde dein Zughörigkeitsgefühl die Einladung und Ermunterung Anderer brauchen, damit es sich richtig ausbreiten kann. Und dann findet dein Lehrer noch, deine Klassenkolleg*innen seien völlig in Ordnung. Das ist falsch. Sie haben dich gemobbt. Wenn dich niemand unterstützt, ist es logisch, dass du denkst: «Dann kann es ja nur mir liegen. Ich bin einfach zu schwach. Ich habe bestimmt etwas Falsches getan; ich weiss nur nicht, was falsch war» etc.
Kannst du verstehen, dass alle deine Gefühle richtig und verstänldlich sind? Dein Selbstverständnis ist für die Bewältigung von schwierigen Erfahrungen nämlich sehr wichtig. Lass dich nicht irritieren. Du brauchst eine eindeutige Haltung. Dazu gehört, dass du nicht vergisst: 1. Du hast dich nicht schuldig gemacht! Nur die Mobber tragen die Verantwortung für ihr Mobbing. 2. Es ist/war so schlimm, wie du das fühlst! Wenn du dich verletzt fühlst, ist das deine Verletzung. Dein Schmerz tut dir weh. Ausser dir kann niemand deinen Schmerz beurteilen. 3. Nimm deine Gefühle ernst und hole dir Hilfe und unterstütze dich mit aller Kraft selbst.
Du könntest mit jemandem, dem du vertraust sprechen. Dazu gehören Freund*innen, Eltern, Lehrkräfte oder Beratungsstellen. Auch das Aufschreiben deiner Gefühle und Gedanken kann helfen, Klarheit zu bekommen. Vergiss niemals: Du bist wertvoll und hast ein Recht auf Respekt!
Wenn du merkst, dass du das nicht allein machen willst, könntest du dich an die/den Schulsozialarbeiter*in oder eine auf Mobbing spezialisierte Beratungsstelle / Opferhilfeberatungsstelle zu wenden. Auch eine Psychotherapie könnte nützlich sein.
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Frage Nr. 39854 von 01.06.2025
Ich bin in einem dilemma. Meine freundin will bald einziehen, und unser nächster termin bei der paartherapeutin ist erst ein monat danach. Ich denke, wenn ich doch nicht mit ihr zusammenziehe, ovwohl ich das ihr gesagt habe, macht sie vermutlich schluss. Meine freundin ist fast jeden tag wütend wegen irgendwas. Wenn ich ihr meine Gefühle und Bedenken offenlegte oder wenn wir streit hatten hat sie mich schon Sachen genannt wie Arsch, Arschloch, hat schon mehrmals gesagt dass sie mich hasst. Dazu kommen Schuldzuweisungen und immer wieder der Spruch: "du liebst mich ja eh nicht" , "ich bin dir scheissegal" , "du gehst nie auf mich ein" oder vergleiche mit anderen leuten. In der nächsten stunde heisst es dann: "Ich kann nicht ohne dich leben" und sie wünscht sich, das ich dasselbe sage/empfinde.
Ein oder zweimal ging sie mit den knien in meinen Rücken als sie wollte, dass ich aus dem Bett aufstehe/bzw weil ich keine Reaktion gezeigt habe. Wenn sie anfängt zu weinen, gerate ich in eine Mitleidsrolle und habe ihr am anfang der Beziehung auf ihren Wunsch hin versprochen, nie von ihrer seite zu gehen, solange sie weint.
Ich fühle mich oft bedrängt und gestresst.
Ja, ich war oft nicht ehrlich. Oft war ich ambivalent/ unsicher und habe mich auf die Entscheidungsseite getan, die keinen oder weniger Konflikt verursacht mit dem Versuch, doch noch etwas Zeit für mich rauszuholen für einen klaren Kopf und klarere Entscheidungskraft, wie es weitergeht. Vielleicht finden Sie mich deswegen schwach oder feige. Ich fühle mich bis heute nicht ganz wohl mit der Entscheidung, mit ihr fix zusammenzuziehen, doch ich fürchte mich davor, ihr das zu sagen, ohne dass sie ausflippt. Ich schäme mich schon fast, den Nachbarn in die augen zu schauen, da die bestimmt schon den ein oder anderen konflikt mitgehört hatten und vielleicht sogar denken, ich misshandle sie. Ich weiss nicht, was ich tun soll.?
Unsere Antwort
Dir bleibt wohl nichts anderes übrig, als dich zu entscheiden. Bisher hast du anscheinend öfters gegen dein Gefühl gehandelt. Du sagst: 'ich war oft nicht ehrlich'. Jetzt ist die Frage, zu wem warst du nicht ehrliich? Hättest du zu dir ehrlicher sein müssen? Oder hättest du zu deiner Freundin ehrlicher sein müssen? ch? Du konntest zwar Zeit schinden. Aber für einen klaren Kopf und für klare Entscheidungen hast du wohl nicht gesorgt. Der klare Kopf, der Entscheidungen treffen kann, wäre jetzt wohl gefragt. Nur du kannst für deine Lebenszufriedenheit sorgen. Darum musst auch du dein Dilemma lösen. Überleg dir doch mal, wie du dich mit der Entscheidung für das Zusammenziehen wohl oder ok fühlen kannst? Soll sie früher einziehen, oder lieber später, oder lieber gar nicht? Möchtest du vorher noch Beziehungsregeln einführen? Deine Freundin kann dir persönliche Entscheidungen nicht abnehmen. Sie möchte wohl zu dir ziehen, obwohl ihr schon einige Streits hinter euch habt. Du zweifelst und bist ambivalent. Und du hast bereist erkannt, das Ambivalenz nicht hilft. Jetzt braucht es dich, der JA oder NEIN sagt. Wenn es dir ganz schwer fällt, eine Entscheidung zu treffen, oder wenn du gar nicht weisst, wie du deine eigenen Entscheidungen vertrittst, raten wir dir zu eine persönlichen Beratung.
Vielleicht helfen dir unsere Texte zu «Beziehungen eingehen» bei deiner Suche nach einer Entscheidung.
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Frage Nr. 39840 von 29.05.2025
Ich hab eine ergänzende Frage zur Frage Nr. 39787. Vielen Dank für eure Antwort! Heisst das ich habe Traumatisches erlebt und eine Traumatherpie könnte mir weiterhelfen?
Etwas in mir sträubt sich. Ich denke, dass ich mir denke, dass ich vielleicht kein Trauma erlebt habe, da für mich ein Traume eine Vergewaltigung oder so ist. Ich habe aber dennoch diese Zustände und Bilder im Kopf die sich dann plötzlich sehr intensiv anfühlen und ich frage mich ob ich da jemals rauskomme. Verharmlose ich die Erlebnisse?
Danke für eure Hilfe!
Unsere Antwort
Deine Frage bezieht sich auf Trauma. Es gibt verschiedene Theorien zu Trauma. Einig ist man sich unter Expert*innen darüber, das es sinnvoll ist zwischen drei Dingen zu unterscheiden:
- traumatisches Ereignis
- traumatisches Erleben
- traumatische Verarbeitung
Ein traumatisches Ereignis kann für den einen das Verabreichen einer Spritze sein, für jemand anderen eine Naturkatastrophe oder Krieg. Es gibt auch traumatische Ereignisse, die als einzelnes Ereignis nicht so schlimm wären, aber weil sie sich sehr oft wiederholt haben, richten sie Schaden an. Das kann zum Beispiel heftiger Streit im Elternhaus sein oder abwertende Kommentare von Menschen, die dich eigentlich umsorgen sollen. Wichtig: Am Ereignis selbst kann man noch nicht festmachen, ob die Person, die es erlebt, ein Trauma entwickelt. Fällt ein Nicht-Schwimmer ins tiefe Wasser, ist das für die Person lebensbedrohlich. Fällt ein guter Schwimmer ins tiefe Wasser, ist es für ihn vermutlich ein Spass.
Das traumatische Erleben bedeutet, dass du im Moment des traumatischen Ereignisses das Gefühl hattest, das das Ereignis deine Kapazitäten übersteigt. Du hast zum Beispiel Angst, fühlst dich hilflos oder du fühlst gar nichts mehr.
Die traumatische Verarbeitung findet nach dem Ereignis statt. Viele verarbeiten traumatische Ereignisse gut, weil sie im Nachhinein genügend Ressourcen zur Verfügung haben, das Erlebte einzuordnen und zu einem Zustand der Sicherheit und Gelassenheit zurückzukehren. Das hängt unter anderem davon ab, ob es jemanden gab, der Trost gespendet hat und welche Möglichkeiten es gab, das Erleben zum Ausdruck zu bringen und sauber in der Vergangenheit abzulegen. Bei einer traumatischen Verarbeitung gelingt die Rückkehr zu Sicherheit und Gelassenheit nicht. Und das kann sich zum Beispiel darin äussern, dass manche Dinge, scheinbar aus dem nichts, starke Gefühle auslösen.
Wenn du davon schreibst, dass du dich ständig in einem Überlebensmodus befindest, kann es sein, dass es bei dir eine traumatische Verarbeitung von Erlebnissen gab. Und aus der Erfahrung in der Beratungspraxis können wir sagen, dass die meisten unterschätzen, wie heftig es war, was sie in der Kindheit erlebt haben. Nehmen wir an, du beobachtest ein anderes Kind, wie es das erlebt, was du damals erlebt hast. Was fühlst du? Fühlst du dann Mitgefühl? Es ist ein wichtiger Schritt, dass du Mitgefühl mit dir und deiner Geschichte entwickelst.
Ich würde dir empfehlen, dich einfach mal bei einer Traumatherapeutin oder einem Traumatherapeuten zu melden und deine Situation und deine Gedanken zu schildern. Dort kann man dir dabei helfen, die für dich beste Unterstützung zu finden.
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Frage Nr. 39813 von 25.05.2025
Ich habe euren Text zum Thema Flashbacks gelesen. Vielen lieben Dank für die einfache Erklärung. Mir geht es folgendermassen: Ich habe teilweise Flashbacks un teilweise nicht. Ich hatte früher viel weniger Flashbacks. Ich hatte nur Angst im Zusammenhang mit bestimmten Personen, welche ich meiden wollte und habe immer wieder traurige Filme gesucht. Dann aber plötzlich kamen sie. Ich sah alte Bilder, ich hatte das Gefühl nie da rauszukommen, Verzweiflung, Schuld, Weinen etc.
Wie kann es sein, dass ich etwas so lange Verdrängen kann und mich nicht damit befassen kann und dann entwickle ich Panikattacken, danach auch Verstärkung Belastungssymptome und danach auch Flashbacks?
Danke für eure Hilfe!
Unsere Antwort
Du beschreibst etwas, das oft auftritt: Über Jahre ist "Ruhe", und dann kommen plötzlich Flashbacks oder andere schwierige Zustände. Zum einen, weil irgendwelche Auslöser da sind, die vorher nicht waren, zum anderen, weil man in einem anderen körperlichen und psychischen Zustand ist, weil sonst im Leben mehr Belastungen da sind. Es kann sein, dass das einem gar nicht so bewusst ist. Grundsätzlich kann man auch sagen: Flashbacks kommen dann, wenn es für sie sein muss. Wichtig ist, dass du Interesse dafür hast, was jetzt bei dir abläuft. Machst du eine Therapie, wo du das anschauen kannst? Wenn nicht, empfehle ich dir, dass du dich bei einer Beratungsstelle der Opferhilfe meldest, damit man dir helfen kann, eine geeignete Therapeutin zu finden.
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Frage Nr. 39790 von 19.05.2025
Danke für eure Antwort auf die Frage Nr. 39495 von 06.03.2025. Sie ist mir irgendwie untergegangen. Ich hätte dazu noch eine Frage. Es verwirrt mich, da ich niemanden zum Überprüfen der Erinnerung habe. Meine Therapeutin reagierte darauf, als ich ihr von der Erinnerung erzählte, sehr überrascht und schockiert. Meine Eltern können sich nicht mehr erinnern. Kann ich der Erinnerung wirklich vertrauen? Ich zweifle irgendwie, wie ich es mit vielen Erinnerungen tue.
Unsere Antwort
Wir haben dir in unserer Antwort auf Fragen 39495 erklärt, dass Erinnerungen genau sein können. Mit der Zeit werden viele Erinnerungen jedoch ungenauer. Niemand kann sich an alle Lebenssituationen in aller Klarheit erinnern. Du bist gewöhnt, an dir und deinen Erinnerungen zu zweifeln. Darum ist es eigentlich zu erwarten, dass du auch an diesen Erinnerungen zweifelst. Wir raten dir, dein Selbstvertrauen zu bestärken und deinen Erinnerungen zu vertrauen. Die Zweifel sind nicht hilfreich. Wir raten dir auch, deine Zweifel in der Psychotherapie zu besprechen.
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Frage Nr. 39787 von 19.05.2025
Frage zum Thema Erschöpfung:
Ich bin weiblich und 24 Jahre alt.Ich habe die letzten Tage gemerkt, wie ich die Mehrheit meines Lebens im Überlebensmodus verbracht habe. Ich habe viel erlebt, wie Mobbing und als Kind keine stabilen Bezugspersonen. Gestern merkte ich, dass ich mehrheitlich im Überlebensmodus feststeckte. Es fehlt mir häufig die Energie oder die Lebensfreude. Wenn ich zuhause bei meinen Eltern bin merkte ich, wie Druck und Funktionieren an der Tagesodrnung ist. Für sie ist das Leben wie ein Kampf. Für mich ist es das eigentlich auch, bis mir das gestern bewusst wurde. Ich frage mich, wie ich aus dem aussteigen kann... Hättest du da eine Idee?
Unsere Antwort
Es ist ganz normal, dass ein Überlebensmodus eingeschaltet wird, um mit schlimmen Erfahrungen umzugehen. Er hilft dir, schwierige Situationen auszuhalten, kann dich aber im normalen Leben behindern. Es ist toll, dass du den Überlebensmodus hinbekommst und dass du überlebst. Jetzt kannst du lernen wieder aus diesem Notprogramm auszusteigen und zu leben. Dafür würden wir dir sehr eine therapeutische Begleitung empfehlen. Zum Beispiel in einer Traumatherapie. Wenn du in der Schweiz lebst, kannst du dich zum Beispiel an eine Beratungsstelle der Opferhilfe wenden. Und wenn du in Deutschland lebst, findest du bei der deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie ein Verzeichnis qualifizierter Psychotherapeut*innen, die auf die Behandlung von Traumafolgestörungen spezialisiert sind.
Ausserdem möchte ich dir diesen Text ans Herz legen. Er hilft dir dabei zu verstehen, wie und warum ein Notprogramm entstehen kann und wie du damit umgehen kannst.
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Frage Nr. 39785 von 18.05.2025
Betreff: Unterstützung als Vertrauensperson gesucht
Hallo
ich bin in einer sehr belastenden Situation, da mir eine nahestehende Person von einer schweren Erfahrung sexueller Gewalt erzählt hat. Diese Erzählung beschäftigt mich sehr und hat tiefe Spuren hinterlassen. Ich möchte für die betroffene Person da sein, gleichzeitig fühle ich mich mit meinen eigenen Gefühlen überfordert.
Ich suche nun Unterstützung, um zu lernen, wie ich mit dieser Belastung umgehen kann, ohne das Vertrauen der betroffenen Person zu gefährden. Auch möchte ich wissen, wie ich sie in ihrer Verarbeitung unterstützen kann, ohne die Grenzen zu überschreiten.
Könnten Sie mir bitte weiterhelfen oder einen sicheren Raum für ein Gespräch anbieten?
Vielen Dank für Ihre Zeit und Hilfe.
Freundliche Grüße
Unsere Antwort
Es ist ganz wichtig, dass du dich an eine Anlaufstelle wendest, die auf sexualisierte Gewalt spezialisiert ist. Du musst das nicht alleine lösen und es ist wichtig, dass auch du Unterstützung bekommst. Wir möchten dich deshalb dazu ermutigen, dich an eine Anlaufstelle in deiner Nähe zu wenden. Wenn du in Deutschland lebst, kannst du dich zunächst bei der TelefonSeelsorge Deutschland oder dem Hilfetelefon Deutschland melden. Und wenn du in Österreich lebst, kannst du bei der TelefonSeelsorge Österreich anrufen. Dort kannst du dich beraten lassen und dir werden passende Anlaufstellen in deiner Umgebung empfohlen.
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Frage Nr. 39777 von 16.05.2025
Hallo ich bin W und 21
Ich habe eine Frage, es geht um meinen Freund, er ist beim Sex immer extrem grob, es tut immer richtig weh, wenn ich es sage ist er immer genervt oder macht sich nur lustig drüber,er meint ich solle lernen von Schmerzen erregt zu werden aber wie kann man das Lernen? Bis jetzt tat es wirklich einfach nur weh bin sogar schon oft grissen, ich bin immer froh wenn der sex vorbei ist.
Unsere Antwort
Dein Freund verletzt dich beim Geschlechtsverkehr und macht sich über dich lustig. Er hat offensichtlich nicht verstanden, dass gemeinsame sexuelle Erregung eine Kommunikationsebene in der Partnerschaft ist. Beim Sex mit Partner oder Partnerin ist es möglich, über die gemeinsame Erregung Lustgefühle zu erleben, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu intensivieren und ev. auch Liebesgefühle zu fühlen. Das gelingt aber nur mit gegenseitiger Akzeptanz. Es ist wie bei einem Gespräch. Wenn eine Person immer schreit oder gar ohrfeigt, hat die andere Person keine Lust, weiter Gespräche zu führen. Wenn die schreiende Person, dann auch noch verlangt, die andere Person soll lernen, Spass an Geschrei und körperlichen Verletzungen zu haben, wird die andere Person sich gedemütigt, verletzt und benutzt fühlen.
Wir vermuten, dass du dich so fühlst. Deine Gefühle sind verständlich. Dein Freund versucht sein gewalttätiges Verhalten als Normalzustand zu rechtfertigen. Sein Verhalten ist aber nicht normal, sondern gewalttätig - und damit möglicherweise strafbar. Schliesslich hast du ihm bereits gesagt, dass du seine Grobheit nicht erträgst. Ihm ist dein Einverständnis scheinbar egal.
Du merkst, Schmerzen und Risse am Geschlecht sind die Feinde deines Lustgefühls. Es ist darum sehr verständlich, dass du froh bist, wenn der Sex vorbei ist. Wir raten dir dringend, dich um dein Selbstwertgefühl und deine Eigenständigkeit zu kümmern. Du weisst am besten, was dir beim Sex (und im Leben) gut tut. Du brauchst aber Mut, für deine Bedürfnisse einzutreten und für dein Wohlbefinden zu sorgen. Als Ermutigung empfehlen wir dir, unsere beiden Infotexte «Reden über Sex ist hilfreich» und «Du bestimmst, was du im Sex mitmachst».
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Frage Nr. 39776 von 16.05.2025
Zu Nr. 39582
Vielen Dank für die Antwort.
Bzgl. Therapie: Ich habe das Gefühl, nicht weiterzukommen. Die Therapeutin macht nur „Stabilisierung“, keine Traumakonfrontation und meinte, es sei jetzt wichtiger, im Leben Positives zu erleben. Ich sehe das auch zum Teil so, aber ich habe auch Angst, so nicht vom Fleck zu kommen was die Verarbeitung angeht. Also wie zB die Emanzipation von der Familie, Eigenständigkeit und nicht mehr diese schlimmen Schuldgefühle. Ich möchte nicht in der Zukunft feststellen müssen, dass ich steckengeblieben bin, weil ich es gemieden habe. Nun weiss ich nicht weiter: Therapiepause (die Sitzungen fühlen sich teilweise sinnlos an) oder andere Therapeutin suchen (nicht so einfach) oder weiter wie bisher.
Bzgl. Sexualität kennenlernen:
Eigentlich positiv, dass ich mich mit euren Anregungen selbst sanft berühren konnte und fast so etwas wie eine „schöne“ Selbstbefriedigung machen konnte. Aber danach kommen Schuld und Scham sehr stark. Als hätte ich Etwas falsches, ekelhaftes getan. Ein Gefühl, das ich auch nach Untersuchungen/ Triggern kenne und auch, wenn im Shiatsu mein Becken (sanft) mobilisiert wurde. Es kommen Fragen von Schuld und „du wolltest es doch“ auf.
Unsere Antwort
Zur Traumaverarbeitung braucht es beides: Stabilisierung und über dich selbst hinauswachsen. Es kann auch eine wichtige Entwicklungsaufgabe sein, dass du mehr Ruhe und Stabilität aushalten lernst. In jedem Fall ist es wichtig, dass du mit deiner Therapeutin darüber im Gespräch bleibst, wie du die Therapie wahrnimmst.
Wenn du dich grundsätzlich gut aufgehoben fühlst bei deiner Therapeutin, halte ich es für sinnvoll, dass du weiterhin dafür einstehst, was du dir von der Therapie mit ihr wünschst.
Du hast nichts falsches und ekelhaftes getan. Du hast etwas angenehmes und schönes getan. Und du nimmst deine Sexualität in deine Hand. Du ermächtigst dich. Es ist verständlich, dass da alte Gefühle auch nochmal hochkommen.
Es kann noch einige Wiederholungen brauchen, bis das schöne und angenehme die Schuld und die Scham überwiegt. Welche Möglichkeiten hast du, mit den Gefühlen von Schuld und Scham umzugehen? Spürst du wie sie sich in deinem Körper anfühlen? Dann könntest du sie anerkennen und dann wieder in angenehme Gefühle wechseln, indem du dich in alle Richtungen ausbreitest. Vielleicht möchtest du dazu auch in unseren Text Wie beeinflusse ich meine Stimmung über den Körper? schauen. Allenfalls wäre der Umgang mit diesen schwierigen Gefühlen auch etwas, was du mit deiner Therapeutin bearbeiten kannst.
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Frage Nr. 39750 von 12.05.2025
W25
ich habe aufnahmen am camcorder meines opas gefunden welche mich als kind ungünstig zeigen.
z.b. nackt im swimmingpool oder in unterhose im see. leider hat mein opa es fertiggebracht an stellen ranzuzoomen wo es dann heikel wird z.b. am po.
für mich war der fund ziemlich verstörend und ich fand auch insgesamt die aufnahme situation seltsam, konnte mich auch dunkel erinnern wie er dasteht, kaum ansprechbar und starr ohne jegliche interaktion, als wäre ich kein mensch.
ich hab es dann ziemlich mit der angst zu tun bekommen und habe meinen eltern von den aufnahmen erzählt.
meine mutter meinte nur das ist halt einfach schlechter geschmack und das thema war für sie quasi beendet.
ist soetwas noch normal?
mir geht es nicht so gut damit.
habt ihr einen rat für mich wie ich weiter vorgehen könnte? ich habe sorgen, es beschäftigt mich sehr und ich fühle mich so bloßgestellt, dass es mich mitlerweile unterschwellig in meiner sexualität beeinträchtigt.
Unsere Antwort
Die Bilder, die du beschreibst, sind nicht normal. Auch wenn es bis heute vorkommt, dass Kinder nackt gefilmt werden. In den Aufnahmen deines Grossvaters siehst du eine Absicht. Er wollte für dich heikle Körperstellen fotografieren. Das ist nicht üblich. Wenn er die Aufnahmen heimlich gemacht hat, wusste er auch, dass weder deine Eltern noch du damit einverstanden wärt. Das ist nicht normal im Umgang mit der eigenen Enkelin.
Du fragst, was du jetzt tun könntest.
Als erstes hätten wir dir geraten, mit deinen Eltern zu sprechen: Das hast du gemacht. Deine Mutter erkennt in den Bildern immerhin «schlechten Geschmack» und schliesst damit das Thema ab. Dir reicht das aber nicht aus. Was ist bei euch üblich, wenn ihr unterschiedliche Bewertungen habt? Wer beendet das Gespräch? Könntest du dir vorstellen, dass du deine Mutter nochmals ansprichst und ihr sagst, dass es dir mit ihrer Haltung nicht gut geht? Die Reaktion deiner Mutter zeigt ja, dass sie die Sexualisierung, die du in den Bildern erkennst, nicht sieht. Auch deine Scham- und Blossstellungsgefühle scheint sie nicht mitfühlen zu können. Würde es dich zufriedenstellen, wenn sie Verständnis zeigen würde. Dann bitte sie darum. Vielleicht könntest du sie fragen, wie sie sich fühlen würde, wenn sie solche unbekannten Bilder von sich finden würde.
Wenn es dir nicht gelingt, ihr Mitgefühl zu wecken, müsstest du die Arbeit selbst leisten und dein Selbstmitgefühl stärken. Schliesslich geht es ja vor allem um den Schutz deiner Sexualität. Könnten dir Gefühle wie trotzige Wut helfen? Du könntest denken: «Ich lasse es nicht zu, dass mein Grossvater mich in meiner sexuellen Entwicklung stört!» und «Ich weiss, dass mein Grossvater sich eklig und missbräuchlich verhalten hat. Er muss sich schämen - nicht ich!» Wenn du solche Sätze in dir wirksam machen kannst, wirst du dich schon besser fühlen.
Wenn dir das nicht reicht, solltest du dich an eine spezialisierte Opferhilfeberatungsstelle in deiner Nähe wenden. Die Berater*innen wissen, wie unterstützend Verständnis und Mitgefühl bei Ohnmachtserfahrungen ist. Die Berater*innen können dir auch eine Psycho- und Sexualtherapeutin vermitteln. Dies wäre sinnvoll, wenn du die Blossstellungsgefühle nicht los wirst. Mit ihr oder der Opferberatung könntest du auch ein Offenlegungsgespräch mit deinem Grossvater vorbereiten, falls das mit ihm noch möglich ist. Auch eine Genugtuung könntest du mit ihm aushandeln. Als oberste Regel sollte gelten, dass du nur Dinge tust, die dich erleichtern und die dein Gefühle klären. Zwei Infotexte «Gefühle und Gedanken rund um einen sexuellen Übergriff» und «Wie werden traumatische Erlebnisse verarbeitet» helfen dir, deine Gefühle zu besser verstehen.
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Frage Nr. 39741 von 09.05.2025
Ich bin w und 13. Letztes Wochenende übernachtete der Freund meiner Mutter bei uns. Am Samstagmorgen ging ich ins Badezimmer um zu duschen. Ich wollte gerade anfangen, als er ins Bad kam und ihm sagte dass er rausgehen soll. Angeblich wollte er etwas holen und war überrascht als er mich unter der Dusche sah.
Er meinte dann ich sollte doch nicht so zickig sein. Als er vor mir stand bemerkte ich eine ziemliche Beule in seiner Schlafanzughose und ich dachte, dass er wahrscheinlich einen Steifen hatte. Zu dieser Zeit war meine Mutter nicht in der Wohnung und als sie zurückkam hatte ich keine Gelegenheit mit ihr darüber zu reden und machte es bis heute nicht.
Mittlerweile bin ich mir nicht sicher ob ich ihr überhaupt davon erzählen soll. Eigentlich ist ja nichts weiter passiert, aber trotzdem denke ich immer wieder darüber nach. Was meint ihr dazu ?
Unsere Antwort
Wenn es dich immer wieder beschäftigt, solltest du unbedingt mit deiner Mutter reden. Es kann ja tatsächlich sein, dass der Mann nicht wusste, dass du im Bad bist. Wenn er wirklich nicht mit dir gerechnet hat und falls deine Beobachtung stimmt, hatte er ev. eine morgendliche Erektion. Was aber nicht geht ist, dass er dich nicht ernst nimmt. Er hätte das Bad mit einer Entschuldigung sofort verlassen können. Dich ‚zickig‘ zu nennen, ist respektlos. Deine Mutter sollte verstehen, dass es bei der Badbenutzung Verabredungen braucht. Sonst entsteht Misstrauen und eure Familienbeziehungen werden belastet. Vielleicht wäre ein Besetztzeichen an der Tür sinnvoll. Wichtig ist, dass die Regeln für alle klar sind.
Wenn er diese 'zufälligen' Begegnungen wiederholt, könnte dies als sexuelle Belästigung gelten. Da du noch im Schutzalter bist, ist was vielleicht schon sexuelle Handlung mit einem Kind.
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Frage Nr. 39738 von 07.05.2025
liebes lilli team
ich w22 bin seit dem teenageralter recht nahe mit einem mann befreundet der damals eine klasse über mir war in der schulzeit also 1-2 jahre älter. wir haben ein sexuelles verhältniss miteinander. ich habe ihm schon oft grenzen gesetzt in bezug auf unsere verbindung, damit meine ich, dass ich ihm gesagt habe, ich möchte keine liebesbeziehung. mir ist aber aufgefallen vor anderen leuten tut er so als hätten wir eine innige amoröse beziehung, was mich auf die palme bringt und dann sagt er es wäre wunschdenken. es entspricht aber auch einfach nicht der wahrheit, weil er mich hauptsächlich für sex benutzt und emotional ziemlich vernachlässigt (selbst für "nur"einen freund). in letzter zeit sagt er dinge zu mir (schein komplimente) wie z.b.: du bist so schön, wir(!) könnten sehr viel geld machen mit sex-videos von dir(!). oder: du bist so schön, du bist der feuchte traum eines jeden fetten verschwitzten anime nerds.
oder er erzählt mir begeistert von irgendwelchen streamerinnen, die ihr badewasser online verkaufen. das ganze fühlt sich für mich sehr seltsam an und ich empfinde es als subtil verletzend. vor allem in verbindung mit dieser illusion einer beziehung nach außen. es wirkt so als würde er diese erschaffen um potentielle partner fernzuhalten. ich befürchte er hat da vorstellungen davon mich in eine form von prostitution zu treiben um in erster linie selbst davon zu profitieren (er hetzt oft gegen den kapitalismus und hasst arbeit an sich).
gibt es eine berechtigung für prostitution oder sexarbeit? auch aus lebensfreundlicher oder feministischer sicht?
würde ein sagen wir mal normaler mann eine frau mit der er angeblich gern zusammen wäre dazu zu überreden versuchen sex vor der kamera mit sich oder anderen männern oder zumindest sich selbst zu praktizieren?
ist das so ein edgy artsy couple ding das man geld mit sex macht und ich bin einfach uninformiert und konservativ?
der reiz des grenzwertigen?
ist der typ einfach verrückt und missbraucht mich?
ich bin etwas ratlos. danke für eine antwort.
Unsere Antwort
Mir macht vieles von dem, was du schreibst, Sorge. Der Mann behandelt dich nicht gut. Er tut nach außen so, als hättet ihr eine Beziehung, die ihr nicht habt. Er achtet deine Grenzen nicht. Du fühlst du von ihm benutzt und emotional vernachlässigt. Es ist völlig verständlich, dass du das verletzend und seltsam findest. Hör auf diese Gefühle! Sie zeigen dir, dass hier etwas nicht stimmt.
Ich will gar nicht so sehr auf deine anderen Fragen eingehen, da sie eigentlich irrelevant sind. Kurz: Ja, es gibt Berechtigung für Sexarbeit und es gibt auch feministische und selbstbestimmte Sexarbeit. Aber darum geht es hier offensichtlich nicht. Denn du möchtest das ja ganz klar nicht. Das hat auch nichts mit uninformiert oder konservativ sein zu tun. Für mich klingt das nach einer sehr bedenklichen Dynamik und ich würde dir raten, die Beziehung zu ihm zu beenden, besonders wenn er dich weiterhin in diese Richtung drängt. Wenn du Angst hast, dass er vielleicht gewalttätig dir gegenüber wird, sorge dafür, dass du nicht allein bist mit ihm, wenn du ihm das sagst. Du kannst auch eine Beratungsstelle zu Gewalt um Hilfe bitten.
Vielleicht hilft dir auch dieser Text von uns weiter, auch wenn er deine Situation vielleicht nicht ganz erfasst.
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Frage Nr. 39716 von 04.05.2025
Hallo
Ich bin gerade in einem Surf Camp und habe in der Zweiten Woche zu einem anderen Lehrer gewechselt.
Während der Stunde hat er mich gefragt, wie alt ich bin. Und später gesagt „I like it [das surfen]… and you.“, während ich auf dem Brett lag und die nächste Welle abgewartet habe.
Könnt ihr mir bitte helfen, das einzuschätzen?
[...]
Unsere Antwort
Du bist bereits erwachsen, und schon einiges über 20. Es ist aufgrund deiner weiteren Angaben verständlich, dass das Surfcamp für dich jetzt eine Herausforderung ist. Du hast wahrscheinlich noch sehr wenig Erfahrung darin, in Kontakt zu gehen und dich abzugrenzen. Das Surfcamp ist eine gute Übung. Du erfährst, dass Menschen an dir als Frau und an dir als Mensch interessiert sind. Und du kannst auch ein bisschen herausfinden wer oder was dir gefällt bei anderen Menschen, wenn du mit ihnen interagierst. Es ist auch eine gute Übungsmöglichkeit, zu flirten, wenn dir jemand gefällt. Schau dazu doch auch in unseren Text Tipps fürs Flirten.
Eine Person kann deinen Körper super finden und dich als Mensch auch wertschätzen. Und umgekehrt kannst du das auch lernen. Wenn du das Kennenlernen langsam angehst, merkst du, ob die Person dich als Mensch schätzt.
Feriencamps sind Orte, wo viele Menschen unverbindliche Beziehungen eingehen. Es könnte sein, dass das öfter mal passiert, dass dort geflirtet und gedatet wird. Du kannst davon ausgehen, dass das Interesse eher auf etwas unverbindliches hinausläuft.
Ich empfehle dir, dass du merkst "der hat Interesse an mir". Und dass du dich fragst, was du möchtest. Willst du ein bisschen flirten? Willst du dich mit ihm treffen? Willst du den Kontakt auf einer reinen Lehrer-Schülerinnen Ebene halten? Sag ihm klar, wenn du etwas nicht möchtest. Vielleicht sagt er dann nie wieder was. Erstmal kannst du es als Zeichen dafür deuten, dass er dich mag. Wegen dem musst du noch überhaupt nichts machen mit ihm. Und du kannst immer sagen, dass du das nicht möchtest. Falls er dich fragt, ob ihr euch mal treffen wollt oder ob du an mehr interessiert bist, kannst du immer sagen: Nein, das möchte ich nicht. Du kannst lächeln und trotzdem nachher nein sagen. Das ist Übungssache. Du kannst auch den Surflehrer wechseln, wenn du merkst, es ist dir unangenehm.
Interesse an einer anderen Person ob sexuell oder romantisch kann auf Gegenseitigkeit beruhen. Gibt es Menschen, die du in dieser Hinsicht interessant findest? Hast du da Lust drauf? Hier gibt es ein paar Sachen, die du machen kannst, damit du dich selbstsicherer fühlst. Wie werde ich beim Daten selbstsicherer? und Wie beruhige ich mich selbst?
Es ist toll, dass du dir eine Herausforderung gesucht hast. Du kannst gute und wichtige Lernerfahrungen machen, auch was das Zwischenmenschliche angeht. Unsicherheitsgefühle gehören auch dazu.
Schau doch mal, wie diese Gedankenanregungen bei dir ankommen. Du kannst uns einfach wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 39613 von 29.03.2025
Hallo
Ich bin weiblich und 24 Jahre alt. Ich hatte heute wieder eine Panikattacke, da ich sah, wie jemand seinen Abschluss gemacht hat. Dies löste bei mir Angst und Panik aus, vor meinem eigenen Abschluss.
Ich hatte zum ersten Mal eine Panikattacke, vor einer Prüfung im Gymnasium mit 18 Jahren. Ich habe damals an einem Wochenende vor der Prüfung eine Panikattacke gehabt. Ich habe anschliessend ein paar Monate später auch noch Mobbing erlebt. Dies hat die Symptome verstärkt, wodurch ich quasi eine durchgehende Panikattacke (vor allem aber vor Prüfungen) hatte. Ich bin dann in Therapie geganen.
Zunächst meinte die Therapeutin, ich müsste lernen mit der Mobbing Situation umzugehen. Anschliessend meinte sie einmal, als ich total erschöpft war und sagte sie spüre eine Erschöpfung im Raum. Ich hatte den Eindruck, dass dies etwas vorwurfsvoll war. Ich habe danach die Schule gewechselt, jedoch dauerten die Panikattacken an. Sie meinte, ich müsse mehr Freizeit haben und weniger hohe Erwartungen haben. Dies half nur bedingt, da ich in der Freizeit auch ständig mit meinen Ängsten beschäftigt war. Ich habe damals nicht wirklich das Gefühl gehabt, ernst genommen zu werden, weder von der Therapeutin, noch von meinem Umfeld. Ich hatte eher den Eindruck, Vorwürfe zu erhalten, wenn ich beispielsweise vor lauter Panik geweint habe. Mir wurde gesagt "Jetzt tu nicht so oder übertreib nicht, du hast ja noch genug Zeit die Prüfung vorzubereiten". Das einzige das mir etwas half, war die Selbsthilfegruppe und teilweise das Sorgentelefon. Ich hatte da mehr oder weniger das Gefühl verstanden zu werden, vor allem wurde mir zugehört.
Die Attacken hörten auf, als ich die Schule beendet habe. Sie waren jedoch in der Uni wieder da. Ich hatte dann eine andere Therapeutin, welche eine ADHS Diagnose stellte. Diese Diagnose konnte dann aber mit einer Abklärung wiedelegt werden. Da fokussierte sich die Therapie hauptsächlich auf mein ADHS. Ich hatte weniger Panik und mehr Ängste. Diese begleiten mir jedoch auch noch in der Uni. Ich bin teilweise etwas verzweifelt, da ich das Gefühl habe, ich sei ein Problem oder eine Last mit meinen Ängsten und Sorgen, welche andere als übertrieben bewerten. Ich fühle mich nicht wirklich gesehen,verstanden und allein.
Ich hatte den Einfall einmal eine Traumatherapie zu beginnen, da ich mich frage, ob mehr hinter den Ängsten steckt. Ich fühle mich teilweise auch verloren, da mir irgendwie niemand sagen kann was ich habe, da die Diagnosen nur ein Teil meines Leidens bedecken.
Ich denke mehr und mehr, dass es in Richtung Belastungen geht, da ich als Kind mit einer depressiven Mutter aufgewachsen bin, die ebenfalls von Ängsten betroffen ist(dies habe ich erst im Nachhinein herausgefunden). Ich habe zweimal Mobbing erlebt und denke als Kind vernachläsigt worden zu sein. Ich habe als Kind auch die Erwachsenen als wenig unterstützend erlebt und das Gefühl gehabt, immer bestraft zu werden. Ich hatte mit meinen Beziehungen Pech, da ich mir Männer gesucht habe, die sich teilweise tagelang nicht meldeten und nicht erreichbar waren. Ich habe auch bis heute starke Versagensängste, teilweise Momente an denen ich mich von der Vergangenheit beeinträchtigt fühle und mich frage, für was ich kämpfe. Ich fühle mich auch mit meiner Geschichte und meinem Leiden allein, da ich wenig Resonanz erhalte.
Was meinst du dazu? Könnte mir allenfalls eine Traumatherapie helfen?
Vielen Dank für deine Hilfe!
Unsere Antwort
Ja, so wie du schreibst, kann ich mir vorstellen, dass deine Probleme eine Folge von traumatischen Erlebnissen sein könnten.
Nimm dein Erleben ernst. Es kann gut sein, dass du die von dir beschriebenen Situationen als traumatisch erlebt hast. Und wenn du das Gefühl hast, dass dir eine Traumatherapie helfen könnte, kannst du deinem Gefühl vertrauen. Ich halte es für eine sehr gute Idee, dass du eine Traumatherapie machst. Du kannst dich zum Beispiel bei einer Beratungsstelle der Opferhilfe melden. Wenn du dort anrufst, kannst du erklären, dass du gerne eine Traumatherapie machen würdest und dir verschiedene Anlaufstellen empfehlen lassen.
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Frage Nr. 39582 von 22.03.2025
Danke für eure Antwort zu Frage Nr 39533.
Ich finde es schwierig zu sagen, ob die Therapie mich derzeit weiterbringt. Nicht wirklich.
Ich habe aber zusätzlich mit Shiatsu angefangen, was etwas in mir in Bewegung bringt, weil es mit Körperwahrnehmung, Intuition, Nähe zulassen und Verletzlichkeit zu tun hat. Ich fühle mich dadurch mehr in meinem Körper. Und was auch hilft, ist Feminismus/ die Auseinandersetzung damit.
(Könntet ihr bitte untenstehenden Text kürzen? Danke)
[...]
Unsere Antwort
Danke für deine Rückmeldung. So kann ich mir ein besseres Bild machen.
Ich halte es für eine sehr gute Idee, dass du Shiatsu machst. Und auch, dass du dich mit Feminismus auseinandersetzt. Es ist toll, dass du außerhalb der Therapie Wege findest, voranzukommen. Das ist sehr wertvoll, um dein Leben in die Hand zu nehmen.
Bezüglich Selbstbefriedigung ist es ratsam, ganz langsam anzufangen, sodass es dabei nicht zum Wiedererleben von schmerzhaften Erinnerungen kommt. Dein Ziel ist es ja, etwas angenehmes zu erleben und dafür braucht es ausreichend Behutsamkeit. Da du Shiatsu machst, bist du wahrscheinlich damit vertraut, mit den Händen dem Körper zu lauschen. Du könntest dir Gelegenheiten schaffen, wie du mit deinen Brüsten und deiner Vulva und Vagina in dieser Qualität in Verbindung gehst. Also einfach mal eine Hand auflegen und deiner Intuition folgen. Wenn es sich nach zu viel anfühlt, mach wieder weniger. Falls du mal in die Überforderung kommst, betrachte es als eine Lernerfahrung, dass das ein bisschen zu viel war. Vielleicht möchtest du dich auch mit Atemübungen vorbereiten, sodass du in einem guten Zustand bist, bevor du deinen Körper auf eine sexuelle Weise entdeckst. Vielleicht fallen dir selbst noch Möglichkeiten ein, wie du deine Ressourcen aus dem Shiatsu nutzen kannst.
Lies dazu bitte auch unseren Text Wie komme ich mit meinen sexuellen Fantasien besser klar? Darin erfährst du wie viel Einfluss du mit deinem Körper auf die Inhalte der Fantasien nehmen kannst.
Ich möchte dich sehr dazu ermutigen klar zu bleiben in deinem Wunsch nach Abstand. Deine Wahrnehmung ist richtig, es hat dir geholfen, dich zu distanzieren. Du beweist große Stärke und viel Mut, da du dich trotz dieser Erfahrungen auf den Weg machst, Sex und Liebe auf eine neue und angenehme Weise erleben zu können. Gewalt in der Familie hinterlässt tiefgreifende Verletzungen. Es ist gut, dass du Mitgefühl entwickelst mit dem Mädchen, das unter diesen Umständen groß geworden ist. Du kannst dir heute den Trost spenden, den du damals nicht bekommen hast. Schau dazu doch auch mal in unsere Texte Warum ist Gewalt in der Familie besonders schlimm? und Wie löse ich mich von meiner Kindheit?
Wie ist es bei dir mit engen Freundschaften? Gibt es da jemanden, dem du dich anvertraut hast oder dem du dich anvertrauen möchtest? Du hattest uns geschrieben, dass du sonst niemanden hast, mit dem du darüber reden kannst. Könntest du vielleicht über die Zeit Vertrauen zu jemandem aufbauen, der dir jetzt schon nahe steht? Woran könntest du erkennen, dass eine Person vertrauenswürdig ist?
Du kannst uns wieder schreiben. Wenn du möchtest, verschriftliche welche Gedanken dir kommen beim Lesen der Texte und beim Kontakt mit deinem Körper. Gib dann bitte wieder die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 39563 von 18.03.2025
wie komme ich mit Aggressionen klar
Unsere Antwort
Ist deine Frage, wie du mit deinen eigenen Aggressionen klarkommen kannst, oder geht es um die Aggressionen anderer dir gegenüber?
Wenn es um deine eigenen Gefühle geht, können dir diese Texte weiterhelfen:
Wenn es um die Aggressionen anderer geht, dann schau dich doch mal im Kapitel Gewalt in Beziehungen und in der Familie: Was tun? um.
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Frage Nr. 39556 von 17.03.2025
Hallo
Ich habe ein Problem. Ich habe einen Freund und er schlägt mich und vergewaltigt mich auch, ich wehre mich nie da gegen weil ich kann es einfach nicht mich von ihm trennen erst recht nicht. Ich habe Problem damit Nein zu sagen ich habe kein Selbstwertgefühl. Ich denke irgendwie halt auch selber das ich zu nichts anderes zu gebrauchen bin als für Sex und zum geschlagen werden, ich bin nämlich dumm, ich habe Legasthenie und Dyskalkulie und eine sehbehinderung ohne Brille sehe ich nur 10% ich bin im therapie aber meine Tehrapeutin glaubt nicht mehr so an mich,sie versucht immer mein Selbstwertgefühl aufzubauen oder es klappt nicht oder nur für kurz und sie ist so wüdent das ich es nicht langsam schaffe mich von meinem Freund zu trennen. Ich weiss selbst nicht mehr was ich machen soll.
Unsere Antwort
Du bist in einer sehr schwierigen und verzwickten Situation. Ich gehe davon aus, dass du keine Gewalt mehr erleben willst. Um in deine Situation zu verändern, braucht es dein Einverständnis und deine aktive Mithilfe. Du bist ja mündig und urteilsfähig. Du kannst aber die Hilfe von Professionellen in Anspruch nehmen. Nun hat dir deine Psychotherapeutin wohl schon länger zu einer Trennung geraten. Du hast Ihren Rat nicht umsetzen können. Darum meine Frage: Wo brauchst du denn konkret Unterstützung? Wäre ein Frauenhaus-Aufenthalt hilfreich? Dort wärst du vor deinem Freund geschützt und könntest in Ruhe und ohne Gewalt über deine Situation nachdenken. Dann wäre es vielleicht leichter, herauszufinden, ob du eine eigene Wohnung suchen möchtest oder ein Platz in einer Wohngemeinschaft besser wäre. Du hättest auch Gelegenheit dich mit anderen Frauen auszutauschen. Oder gibt es vielleicht in deiner Familie oder bei Freund*innen einen geschützten Platz für dich, den du als Besinnungszeit nutzen kannst? Es ist nämlich so: Wenn du in einer Psychotherapie versuchst, dein Selbstwertgefühl aufzubauen und zu stabilisieren und gleichzeitig in einer Gewaltbeziehung lebst, knickt das Selbstwertgefühl immer wieder ein. Das gilt für alle Menschen. Selbstwertgefühle brauchen über längere Zeit eine stabile Wertschätzung. Die Wertschätzung kann auch nicht in dir allein wachsen. Du brauchst ein Gegenüber, dass dich wertschätzt und dem du das Wertschätzen glaubst. Schliesslich möchtest du ja das Vertrauen in dich selbst finden. Also musst du Vertrauen erleben. Du wertest dich im Moment völlig ab. Du traust dir nichts zu. Darum findest du auch nichts, was du für deine Eigenständigkeit gebrauchen kannst. Meine Frage ist: Bekommst du genügend Unterstützung für deine neurologischen Symptome, so dass du ein selbständiges Leben führen kannst? Erst wenn du genügend Unterstützung hast, kannst du erleben, welche Fähigkeiten du entwickeln kannst und zu was du sie gebrauchen willst.
Zudem musst du wissen, dass Gewalt immer Unterstützung von aussen braucht. Wenn du dich einsam und allein gegen einen Gewalttäter wehren willst, wirst du scheitern. Du brauchst unbedingt ein Helfer*innen-Netz. Beratungsstellen der Opferhilfe könnten mit dir zusammen überlegen, welche Unterstützung du annehmen kannst und wer zu deiner Selbstsicherheit beitragen könnte. Vielleicht findest du Ideen und Unterstützung in unserem Text «Wie löse ich mich aus einer Gewaltbeziehung?».
Wie gesagt, deine Situation ist verzwickt. Es braucht deinen Einsatz. Du könntest dir z.B. ein inneres Bild von dir als selbständiger oder zufriedener oder mutiger Frau machen. Wie sähe dein Leben aus. Diese inneren Vorstellungen könnten dir den Weg aus der jetzigen Misere zeigen. Wir wünschen dir den Mut, Hilfe anzunehmen.
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Frage Nr. 39543 von 16.03.2025
Liebes Lilli-Team,
ich bin weiblich und 69 Jahre alt. Ich bin seit 30 Jahren verheiratet und hatte mich vor 5 Jahren für ca. 18 Monate vorübergehend von meinem Mann getrennt. Im beiderseitigen Einvernehmen und mit der Überzeugung, dass das gut und richtig ist, zogen wir wieder ins gemeinsame Haus. Nach nun gut 3 Jahren des erneuten Zusammenlebens ist mir immer stärker und fast mit körperlichen Schmerzen verbunden, bewusst geworden, dass meine sexuellen und auch alltägliche Bedürfnisse in meiner Ehe nicht erfüllt werden, ich mich eingeengt, eingepfercht und bei meinem Mann nicht mehr wohl und aufgehoben. Ich habe das zur Sprache gebracht, habe meine Wünsche und Vorstellungen ziemlich detailliert dargestellt. Seitdem versinkt er immer mehr in tiefe psychische Verletztheit, depressive Verstimmungen, wohl auch Einsamkeit und sagt, er packt das kein zweites Mal, dass ich gehe - er bringt sich um.
Entsetzlich! Er meint das Ernst. Das war auch vor 5 Jahren schon so, beim ersten Auszug, allerdings war er da noch besser vernetzt und offener für Neues. Jetzt traue ich mich manchmal schon gar nicht mehr aus dem Haus gehen, weil ich Angst habe, wenn ich zurückkomme, hat er sich vielleicht was angetan. Ich rede wohl mit ihm dazu, er verweigert aber jegliche Hilfe und sagt: "Das ist das Einzige, was mir noch bleibt und da braucht sich niemand einmischen!" Mal komme ich besser damit zurecht, mal sehr schlecht. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich das als Erpressung empfinde und dass er machen kann, was er will. Allerdings triggert es mich trotzdem massiv. Manchmal wache ich nachts auf, empfinde mich total in der Zwickmühle und kann nicht mehr klar denken.
Im Prinzip möchte ich, dass es uns beiden gut geht und jede/r seinen Weg gehen kann. Aber er fühlt sich nur noch in den tiefsten Abgrund gestürzt und weigert sich irgendeine andere Lösung zu sehen als den Suizid. Ich weiß nicht mehr weiter. Vielleicht habt ihr noch eine Idee oder ein Hilfsangebot.
Herzliche Grüße!
Unsere Antwort
Dein Gefühl ist richtig. Dein Mann erpresst dich. Du erlebst Gewalt durch deinen Mann. Er übt erheblichen Druck auf dich aus, indem er mit Suizid droht. Du musst diesem Druck nicht nachgeben.
Es ist verständlich, dass du dich für dich selbst und dein Wohlergehen einsetzt, aber gleichzeitig auch deinen Mann nicht einfach fallenlassen willst.
In deiner Situation brauchst du jemanden, der für dich da ist. Eine Fachperson, die dich mit Gesprächen unterstützt. Wenn du dich für die Trennung entscheidest, brauchst du jemanden, der dich emotional auffängt, falls dein Mann seine Drohung in die Tat umsetzt. Du kannst bereits vor einer Trennung die notwendige Stabilität aufbauen, um den Schritt der Trennung zu verkraften. Ich wünsche dir eine Fachperson, die dich darauf vorbereitet. Such dir eine Fachperson, zu der du eine gute Vertrauensbasis aufbauen kannst. Du kannst dir Zeit lassen für deine Selbststärkung mit fachlicher Unterstützung, bis du dich sicher genug und vorbereitet fühlst.
Ich empfehle dir, in einer Beratung auch darüber zu sprechen, wie dein Mann die Unterstützung bekommen kann, die er braucht. Und wie du damit umgehen kannst, wenn er diese Unterstützung nicht annehmen will.
Ich kann gut verstehen, dass das eine schwierige Situation für dich ist. Du musst da aber nicht alleine durch. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, bei denen du Unterstützung bekommen kannst. Du kannst dich zum Beispiel an eine Beratungsstelle der Opferhilfe wenden. Oder an eine Trennungsberatung. Ausserdem kannst du rund um die Uhr das Hilfetelefon anrufen und dich dort beraten lassen. Die Berater*innen vom Hilfetelefon können für dich auch den Kontakt zu einer passenden Anlaufstelle in deiner Nähe herstellen.
Diese Antwort gilt auch für Frage 39550.
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